
2023 Autor: Bailey Leapman | [email protected]. Zuletzt bearbeitet: 2023-05-20 22:37
Wie Sildenafil, der Wirkstoff von Viagra, Herzprobleme lindern kann, berichten Bochumer Forscher in Zusammenarbeit mit Kollegen der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota) im Fachblatt Circulation. Sie untersuchten Hunde mit diastolischer Herzinsuffizienz, einem Zustand, bei dem sich die Herzkammer nicht ausreichend mit Blut füllt. Die Wissenschaftler zeigten, dass Sildenafil versteifte Herzwände wieder elastischer macht. Das Medikament aktiviert ein Enzym, das bewirkt, dass sich das Riesenprotein Titin in den Herzmuskelzellen entspannt.
"Wir haben im Tiermodell eine Therapie entwickelt, die erstmals auch Hoffnungen auf eine erfolgreiche Behandlung von Patienten weckt", sagt Prof. Dr. Wolfgang Linke vom Institut für Physiologie der RUB.
"Gummibandproteine" sind beeinflussbar
Sildenafil hemmt ein bestimmtes Enzym (Phosphodiesterase 5 A), das die vermehrte Bildung eines Botenstoffes (cGMP) bewirkt. Der Botenstoff aktiviert das Enzym Proteinkinase G, das bestimmte Proteine mit Phosphatgruppen verbindet. Diese sogenannte Phosphorylierung bewirkt eine Entspannung der Blutgefäße, weshalb ursprünglich die „Potenzpille“Viagra auf den Markt kam. Die Bochumer und Rochester-Forscher fanden heraus, dass auch das Herzmuskelprotein Titin über den gleichen Mechanismus phosphoryliert wird. „Die Titin-Moleküle ähneln Gummibändern“, erklärt der Bochumer Physiologe. „Sie tragen entscheidend zur Steifigkeit der Herzwände bei." Die Aktivität der Proteinkinase G bewirkt, dass sich Titin entspannt. Dadurch werden die Herzwände elastischer. Die Wirkung tritt innerhalb von Minuten nach Verabreichung des Medikaments ein.
Medikamente gegen Herzinsuffizienz derzeit nicht ausreichend
"Von allen Patienten über 60, die wegen Herzschwäche im Krankenhaus sind, leidet die Hälfte an einer diastolischen Herzinsuffizienz", erklärt Linke. „Obwohl wir wissen, dass die verminderte Dehnbarkeit der Herzwände die Ursache ist, lässt sich die Krankheit mit den heutigen Medikamenten nicht richtig behandeln.“In der sogenannten „Relax“-Studie des Heart Failure Network wird bereits die Wirksamkeit von Sildenafil beim Menschen getestet. „Sollte das Medikament erstmals einen positiven Effekt auf die Herzinsuffizienz zeigen, hätten wir bereits einen molekularen Mechanismus zur Erklärung der Wirkung zur Hand“, sagt Linke.